Was auch immer der Grund dafür ist, dass Mitarbeiter:innen ein Unternehmen verlassen – eine spätere Wiederanstellung ist mittlerweile häufiger Bestandteil jeder guten Recruitingstrategie. Das Recruiting von gänzlich neuen Kandidat:innen ist aufwendig und teuer. Die Wiedereinstellung ehemaliger Mitarbeiter:innen bringt dagegen viele Vorteile an Effizienz und Chancen – sowohl für ehemalige High Potentials als auch für die Unternehmen.
Auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten verschwindet der Fachkräftemangel nicht. Das Rehiring gewinnt an Bedeutung für vorausschauende Arbeitgeber und für freie Stellen nach der Krise. In diesem Artikel erfahren Sie alles, was Sie über Rehiring wissen müssen: Wie unterscheidet es sich vom Re-Recruiting? Wie kann Rehiring gezielt als strategisches Instrument genutzt werden? Zudem beleuchten wir erfolgreiche Praxisbeispiele und geben wertvolle Tipps zur optimalen Umsetzung.
Was bedeutet Boomerang Hiring
oder Rehiring?
Rehiring oder Boomerang Hiring bezeichnet die Praxis, bei der Unternehmen ehemalige Mitarbeiter:innen erneut einstellen. Eine Kollegin, ein Mitarbeiter, ein High Potential etc. wollte vielleicht eine eingewöhnte Struktur verlassen und schauen, was der Arbeitsmarkt noch so anbietet. So ergab sich eine Kündigung aus eigenem Antrieb. In anderen Fällen hat vielleicht eine vorübergehende Auftragsflaute zu einer notgedrungenen Kündigung geführt. Doch eine Rückkehr ins Unternehmen kann die normalste Sache der Welt sein.

Warten auf den Rückruf:
Rehiring als verschenktes Potenzial
Laut einer Studie der Königsteiner Gruppe verschenken HR-Verantwortliche immer noch sehr viel Rekrutierungspotenzial, weil sie das Rehiring nicht in ihren Prozessen verankern. Das offenbart eine erstaunliche Tatsache: „Dafür wurden (im August 2022) über Tausend Beschäftigte aller Altersgruppen – je zur Hälfte Akademiker und Nichtakademiker – befragt, die sich in den letzten drei Jahren in Anstellung und mindestens einem Bewerbungsprozess befunden haben. Demnach können sich
43 % der Befragten eine Rückkehr vorstellen: Immerhin 17 % tragen sich sogar mit dem Gedanken, selbst eine Bewerbung an ihr ehemaliges Unternehmen zu schicken. Größer ist mit 21 % aber der Anteil der Arbeitnehmer, die auf eine aktive Ansprache ihres einstigen Arbeitgebers warten.“
Rehiring oder Re-Recruiting:
Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Die Begriffe liegen im Thema ähnlich, überschneiden sich in manchen Bereichen, aber der Fokus und die Zielgruppe sind verschieden. Rehiring meint ausschließlich die Wiedereinstellung von Mitarbeitern, die schon mal im Unternehmen angestellt waren. Beim Re-Recruiting geht es auch um die Pflege von Kontaktlisten und die Ansprache von Kandidat:innen, die in vergangenen Rekrutierungsprozessen oder Auswahlverfahren nicht zum Zuge kamen.

Gemeinsamkeiten:
- Beide nutzen bestehende Beziehungen zu altbekannten Kontakten oder Exmitarbeitern.
- Senken das Risiko von Fehlbesetzungen (bereits bekanntes Leistungsprofil).
- Stärken die Arbeitgebermarke durch positive Signalwirkung („Wir schätzen euch auch nach der Zusammenarbeit“).
Praxisbeispiel:
Ein Krankenhaus setzt auf Rehiring, um eine erfahrene Pflegekraft zurückzuholen. Gleichzeitig betreibt es Re-Recruiting, um frühere Bewerber für zukünftige Spezialrollen warmzuhalten (z.B. via Newsletter zu Karriere-Events).
I’ll be back – Rehiring vom Nischenthema zum Trend
Plötzliche Krisen wie Corona oder wirtschaftliche Flauten können überwunden werden. Ebenso bleiben betriebliche Strukturen nicht in Stein gemeißelt. Oder es tun sich im Unternehmen neue Felder und Perspektiven auf. In diesen Fällen erinnert sich die HR-Abteilung zu Recht an ehemalige Kolleg:innen. Oder umgekehrt: Die ehemaligen Ausreißer haben genug frische Luft geschnappt und sehen jetzt, dass es im früheren Unternehmen, vielleicht gar nicht so schlecht war. Vielleicht bringt ihre Rückkehr mit neuen Perspektiven und Erfahrungen jetzt beide Seiten voran.
Was sind die Vorteile
von Rehiring für Arbeitgeber?
Zunächst gibt es viele weiche Faktoren, die für ein erfolgreiches Rehiring sprechen: Der Arbeitgeber kennt die potenziellen Mitarbeiter:innen bereits. Der Kontakt ist nicht kalt. Und in der Regel beruht das auf Gegenseitigkeit: Bei der Wiedereinstellung ist dem Rückkehrer die Unternehmenskultur gut bekannt. Aus seiner früheren Tätigkeit ist er vertraut mit dem Unternehmen, mit der Branche und mit der Funktion seiner Arbeit. Auf dieser Basis ist er kein Fremder, sondern fast so wertvoll wie ein langjährig eingearbeiteter Experte auf einer Position. Daraus ergeben sich zumeist auch betriebswirtschaftliche Vorteile:
Zeit- und Kostenersparnis
Die Rekrutierungskosten sind für die Arbeitgeber oft geringer als bei neuen Mitarbeitern, da ehemalige Mitarbeiter das Unternehmen oder ihre Position bereits kennen.
Kürzere Einarbeitungszeit
Boomerang-Mitarbeiter sind schneller produktiv und sparen viel Zeit für die Einarbeitung, da sie mit den Prozessen und dem Unternehmen vertraut sind.
Geringere Fehlerquote
Anders als bei neuen Mitarbeiter:innen kennen Unternehmen die Stärken und Schwächen eines Rehiring-Kandidaten bereits.
Erhöhte Loyalität
Oftmals kehren Mitarbeiter mit einer neuen Wertschätzung in das Unternehmen zurück. Da sie einmal frische Luft geschnuppert haben, können sie die Qualitäten des Unternehmens besser einschätzen. Wiederkehrer sind wertvolle Botschafter für das Employer Branding und die gesamte Arbeitgebermarke. Es ist wahrscheinlich, dass sie in Zukunft zu echten und überzeugten Langzeit-Fachkräften werden.
Wertvolle neue Impulse
Ein wiederkehrender Kollege bringt aus seiner vorübergehenden „Wanderschaft“ neue Impulse und Erfahrungen ein, die dem Unternehmen nützlich sein können.
Wo und wann beginnt
die Strategie für erfolgreiches Rehiring?
Der Prozess für ein erfolgreiches Rehiring beginnt bereits in dem Moment, in dem ein Mitarbeiter das Unternehmen verlässt. Die Umstände, die eine Person beim Verlassen des Unternehmens begleiten, sollten frei von großen Zwistigkeiten sein. Hat der ehemalige Kollege oder die ehemalige Mitarbeiter:in den Arbeitgeber insgesamt in guter Erinnerung, lässt sich ein mögliches Rehiring viel positiver und reibungsloser angehen. Daher einige wichtige Tipps für Unternehmen bezogen auf Trennungsprozesse:
Die gute Basis : Ein konstruktives Offboarding
Wenn Mitarbeiter:innen in eigener Initiative kündigen, könnten sie in Zukunft für das Unternehmen immer noch für ein erfolgreiches Boomerang Hiring in Frage kommen. Eingeschnappt sein oder Ressentiment bringen hier nicht viel. Respektieren und reflektieren Sie die Gründe für den Abgang einer Person und bieten Sie im Falle eines Rückkehrwunsches offene Türen an. Das Angebot für eine mögliche Wiedereinstellung kann durchaus zum Inhalt eines Trennungsgesprächs gehören. Eine gute Firmenkultur beweist sich auch nach Beendigung eines Arbeitsverhältnisses.
Zeigen Sie sich auch bei betriebsbedingten Kündigungen offen für eine Rückkehr
Kündigungen können viele Gründe und Folgen haben. Auch unangenehme. Doch im Falle einer Kündigung durch den Arbeitgeber wegen einer betrieblichen Auftragsflaute oder einer Umstrukturierung hat ein konstruktiver Umgang viel Einfluss auf eine mögliche spätere Wiedereinstellung. Transparenz und Fairness sind beim Austritt ebenso wichtig wie beim Eintritt ins Unternehmen. Und ein positiver letzter Eindruck bleibt in Erinnerung. In einem kurzen Zeitraum von ein oder zwei Jahren kann sich vieles verändern. Das Anbieten offener Türen für eine mögliche Rückkehr ins Unternehmen ist auch in diesen Fällen nicht nur Floskel, sondern strategisch geboten.
Kurzes Fazit: Jeder Trennungsprozess birgt das Potenzial für zukünftiges Rehiring
HR-Abteilungen handeln deshalb sehr vorausschauend, wenn Sie dafür sorgen, dass Trennungsprozesse Unsicherheiten abmildern und schlechte Stimmung oder gegenseitige Vorwürfe vermeiden. Strukturierte und konstruktive Outplacement-Prozesse, wie sie zum Beispiel index anbietet, sind dafür sehr geeignet.
Die Vorteile von Rehiring
als Strategie in Krisenzeiten
Der Fachkräftemangel als Problem verschwindet nicht in wirtschaftlichen Krisenzeiten. Er wird nur zwischenzeitlich von einem scheinbar drängenderen Problem überdeckt. Deshalb sollten Arbeitgeber auch bei schwieriger Auftragslage die Verbindung zu Talenten und gut eingearbeiteten High Potentials nicht abreißen lassen. Auch Krisen sind irgendwann einmal vorbei. So beugt man der Gefahr vor, dass nach dem Aufschwung eine ausgeschriebene Stelle lange unbesetzt bleibt. Rehiring als strategische Maßnahme bietet in wirtschaftlichen Abschwungphasen viele Vorteile, die bedacht sein sollten.
- Kurzfristige Anpassung an Marktbedingungen: Unternehmen können entlassene Mitarbeiter bei wirtschaftlicher Erholung gezielt zurückholen.
- Bindung von Talenten: Unternehmen können Talente im Talentpool halten und sie gezielt ansprechen, wenn sich eine neue Chance ergibt.
- Vertrauensbildung: Unternehmen zeigen Wertschätzung und Verantwortung, wenn sie entlassene Mitarbeiter in schwierigen Zeiten nicht vergessen. Das stärkt die Wahrnehmung der Unternehmenskultur und verankert den ehemaligen Arbeitgeber positiv im Mindset potenzieller Rückkehrer:innen.
Das große Comeback:
Erfolgsbeispiele und Potenziale
Prominent ist sicherlich der Fall von Steve Jobs, der das Unternehmen Apple 1985 verlassen hatte, aber 1996 wiedergekommen war und die Firma auf Erfolgskurs zu einem Blue Chip auf dem Weltmarkt führte.
Näher an der Gegenwart und am Alltag liegt das Rehiring nach der Coronakrise. Das Hotel- und Gaststättengewerbe musste während der strengen Lockdowns teilweise schließen oder konnte nur einen eingeschränkten Betrieb anbieten. Demzufolge kam es zu betriebsbedingten Kündigungen. Das Rehiring nach Ende der Coronakrise ist heute überall dort erfolgreich, wo die ehemaligen Arbeitgeber einen fairen und wertschätzenden Kontakt gehalten haben.
Pflegeberufe – ein weites Feld für Rehiring
Ähnliches gilt für Berufe in der Pflege. In diesem Bereich kündigen viele Mitarbeiter:innen auf Grund von Überlastung und schlechten Arbeitsbedingungen. Dabei üben viele ihren Beruf grundsätzlich gerne aus. Wo die Arbeitsbedingungen verbessert werden, hat auch das Rehiring Aussicht auf Erfolg. Das Potenzial betrifft in Deutschland geschätzte 300 000 Pflegefachkräfte, die bei verbesserten Bedingungen gerne wieder zurückkehren würden.
Das Date mit dem Ex – Rehiring in unserem eigenen Unternehmen
Bei index gibt es auch Fälle von Rehiring, die sich als sehr erfolgreich für beide Seiten erwiesen haben. Beispielhaft dafür steht die Geschichte unserer Marketingleiterin Stefanie Regel, die nach 1,5 Jahren genau zum richtigen Zeitpunkt wieder zu index zurückgekehrt ist.
Welche Herausforderungen
bringt eine Wiedereinstellung?
Obwohl das Boomerang Hiring und die Wiedereinstellung von ehemaligen Kolleg:innen fast nur gute Argumente auf seiner Seite haben, gibt es in der Realität einige Punkte, die bedacht sein möchten:
- Gehaltsverhandlungen: Ehemalige Mitarbeiter könnten aufgrund ihrer gesammelten Erfahrungen höhere Gehaltsforderungen stellen.
- Mögliche Unzufriedenheit: Falls die ursprünglichen Probleme, die zur Trennung führten, nicht gelöst wurden, könnte das ein Grund sein, von einer Wiedereinstellung Abstand zu nehmen.
- Interne Spannungen: Nicht alle aktuellen Mitarbeiter:innen begrüßen die Rückkehr eines ehemaligen Kollegen, insbesondere wenn dieser mit allzu großen Vorschusslorbeeren und verbesserten Bedingungen zurückkehrt.
- Veraltete Kenntnisse: Falls sich Prozesse, Systeme oder Teamstrukturen erheblich verändert haben, kann die Wiedereingliederung aufwendiger sein als erwartet.

Tipps für ein erfolgreiches
Rehiring im Überblick
1. Bleiben Sie open-minded, konstruktiv und transparent in Trennungsprozessen.
Das gilt sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer beim Ausscheiden aus einem Unternehmen. Reflektieren Sie die Ursachen eines Abgangs oder einer Kündigung. Vielleicht finden sich in naher Zukunft Wege der Veränderung, die eine wiederholte Einstellung für beide Seiten erneut attraktiv machen.
2. Halten Sie Kontakt zu Ehemaligen
Digital gepflegte Talentepools und Karteien mit Kontaktdaten, Branchen-Netzwerke oder auch private Kontakte sind immer gut, um an ehemalige Mitarbeiter:innen Grüße zum Geburtstag auszurichten. Regelmäßige Newsletter erinnern daran, dass das Unternehmen immer noch an seine Ehemaligen denkt. Wenn Sicherheitsinteressen nicht dagegensprechen, können Ehemalige auch Zugangsdaten zu unternehmensinternen HR- und Karriere-Informationen erhalten.
3. Entwickeln Sie gezielte Kommunikation und Reaktivierungsstrategien
Ehemalige Mitarbeitende sollten proaktiv angesprochen werden, etwa bei neuen Projekten oder Veränderungen. Personalisierte Nachrichten vermitteln Wertschätzung und wecken das Interesse an einer Rückkehr.
4. Schaffen Sie attraktive Rahmenbedingungen
Überlegen Sie, wie Sie mit verbesserte Arbeitsbedingungen, Anreizen und Weiterentwicklungsmöglichkeiten oder flexible Arbeitszeitmodelle die Attraktivität für Boomerang-Mitarbeiter erhöhen können.
5. Nutzen Sie KPIs zur Erfolgskontrolle und Optimierung
Messen Sie den Erfolg Ihrer Rehiring-Strategie durch Kennzahlen wie Wiedereinstellungsquote und Fluktuationsrate. Die kontinuierliche Auswertung hilft, Prozesse zu optimieren und langfristig erfolgreich umzusetzen.
Fazit: Rehiring gehört in
jede effiziente Recruitingstrategie
Rehiring bietet Unternehmen die Möglichkeit, erfahrene und qualifizierte Mitarbeitende mit minimalem Aufwand zurückzugewinnen. Die Vorteile liegen in der verkürzten Einarbeitungszeit, geringeren Rekrutierungskosten und einer gestärkten Unternehmenskultur. Zudem profitieren Unternehmen von der Loyalität und dem Wissen ehemaliger Mitarbeitender. Eine strategisch geplante Rehiring-Politik kann somit langfristig den Unternehmenserfolg sichern.

Stefan Hackel
Autor
Stefan ist seit rund 7 Jahren bei index an Bord. Der (Wahl-)Berliner mit schwäbischen Wurzeln und sächsischer Lebenserfahrung verantwortet die gesamte Pressearbeit der Unternehmensgruppe. Er trommelt hauptsächlich bei Journalisten von Fach- und Leitmedien für index und seine Kunden. Hin und wieder teilt er aber auch in Blogbeiträgen sein Wissen mit der HR-Community.
BILDQUELLEN Beitragsbilder: index GmbH & istockphoto