Durch Arbeitgeberbewertungsportale
zum attraktiven Arbeitgeber werden

Kategorien: Recruiting | 22. NOVEMBER 2022

Egal, ob es um den Autohändler des Vertrauens oder den besten Kaffee im Kiez geht – Empfehlungen von Freund:innen und Familie helfen uns bei den verschiedensten Entscheidungen im Alltag weiter. Neben der klassischen Mundpropaganda ermöglichen Bewertungsportale, sich über die unterschiedlichsten Dinge zu informieren oder die Meinung anderer einzuholen. Das gilt auch für Jobs. Arbeitgeberwerbungsportale wie kununu, glassdoor, indeed oder MeinChef geben einem die Möglichkeit, einen ersten Eindruck von Unternehmen zu gewinnen, der nur bedingt durch die Eigendarstellung der Firma selbst geprägt ist.

Von Ehemaligen zu Neuanfänger:innen

Der Sinn und Zweck von Arbeitgeberbewertungsportalen ist recht einfach erklärt: Ehemalige und derzeitige Angestellte eines Unternehmens schreiben ihre Erfahrungen in ein Portal, die dann frei zugänglich im Word Wide Web zu finden sind. Wir kennen es bereits von Restaurant- und Hotelbewertungsplattformen im Internet. Das Prinzip ist bei den Portalen zur Bewertung von Arbeitgebern dasselbe. Allerdings mit dem Unterschied, dass es meist mehr zu bewertende Aspekte gibt. Das sind besonders häufig verwendete Rubriken:

  • Arbeitsatmosphäre

  • Gehalt

  • interne Kommunikation

  • Zusammenhalt unter den Beschäftigten

  • Work-Life-Balance

  • Unternehmenskultur

Neben einem simplen Sterne-Bewertungssystem haben die Nutzer:innen auch die Möglichkeit, zu jeder Rubrik etwas Ausführlicheres zu schreiben.

Empfehlungen als Mittel zur Mitarbeiter:innengewinnung

Eine positive oder negative Bewertung kann das entscheidende Quäntchen sein, weshalb sich Bewerber:innen für oder gegen einen Job entscheiden. Aber die Bedeutung von kununu und Co. reicht noch viel weiter. Mehr als 16 % der neuen Angestellten wurden laut des index Recruiting Reports 2022 durch die Empfehlung von derzeitigen Mitarbeiter:innen gewonnen. Diese Zahl kommt sowohl durch Mundpropaganda als auch die Arbeitgeberbewertungsportale zustande.

Wie glaubwürdig sind kununu, glassdoor und Co.?

Vielen User:innen der Portale ist durchaus bewusst, dass die Bewertungen durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden und die dargestellten Profile bis zu einem gewissen Grad verfälscht sein können. Die Gründe sind vielfältig. Oft wollen sich gekündigte oder frustrierte Mitarbeiter:innen durch eine schlechte Bewertung rächen. Gleichzeitig kommen auffallend positive Bewertungen auf Bitten oder sogar Druck von HR-Verantwortlichen oder Führungskräften zustande. In den meisten Fällen lässt sich bereits am Ton der Nachricht erkennen, ob sie als authentisch und glaubwürdig einzuschätzen ist. Eine grundlegende Skepsis der Nutzer:innen ist also komplett berechtigt.

Arbeitgeberbewertungsportale für erfolgreiches Employer Branding

In Zeiten des Fachkräftemangels ist das Thema Employer Branding wichtiger denn je. Unternehmen müssen sich als Arbeitsgeber klar positionieren und ihre Vorzüge potenziellen Bewerber:innen präsentieren. Dabei helfen Arbeitgeberbewertungsportale oft. Unternehmer:innen können sich auf diesen Plattformen durch verschiedenste Funktionen in Szene setzen.

Dazu zählen auch attraktiv gestaltete und zeitgemäße Stellenanzeigen. Fragen, die ein Unternehmen sich hierbei stellen sollte: Wo liegt unser USP für potenzielle Bewerber:innen? Welche Besonderheiten gibt es in der Unternehmenskultur oder bei den Benefits? Wovon profitieren Arbeitnehmer:innen (im Vergleich zu anderen Unternehmen) bei uns?

Der entscheidende Faktor beim Employer Branding liegt darin, den Kern des Unternehmens greifbar zu machen. Und den potentiellen Bewerber:innen mehr als nur die Hard Facts zu nennen, die sie auch auf der Karrierewebsite und dem Karriereblog der Firma lesen können.

Mit Sterne bewerten

Portal zur Bewertung von Arbeitgebern bisher noch ein Underdog

Auch wenn Employer Branding von der Mehrzahl der Unternehmen bereits als wichtiger Trend erkannt wurde, ist vielen die Relevanz von Arbeitgeberbewertungsportalen in diesem Kontext noch nicht bewusst. Viele Firmen fürchten sich vor negativen Bewertungen und blenden dieses Potenzial gänzlich aus. Mehr als 40 % der befragten mittelständischen Unternehmen des Index Recruiting Reports 2022 geben an, Arbeitgeberbewertungsportale gar nicht zu nutzen und nur etwa 21 % zur Imageaufbesserung im Rahmen der aktiven Gestaltung des Arbeitgeberprofils.

Das eigene Profil lebendig gestalten

Aber wie bindet man als Unternehmen Arbeitgeberbewertungsportale erfolgreich in sein Employer Branding ein? Das Profil einer Firma auf einem Bewertungsportal lebt von der aktiven Kommunikation und regelmäßigen Updates. Niemand hält ein perfekt ausgefülltes und vorzeigbares Unternehmensprofil für glaubwürdig, wenn nicht zumindest ein paar kritische Kommentare darunter stehen. Im Umkehrschluss sollten Unternehmen ihre derzeitigen Beschäftigten zu einer Bewertung animieren.

Denn durch die Online-Bewertungen sowie einer detaillierten Beschreibung der Arbeitsverhältnisse und Unternehmenskultur ist es leichter, zukünftig geeignetes Personal zu finden, das zum Spirit der Firma passt. Der Cultural Fit der potenziellen Mitarbeiter:innen ist neben der fachlichen Kompetenz der entscheidende Faktor, ob die Person nach der Probezeit im Unternehmen beschäftigt bleibt.

Arbeitgeberbewertungsportale bieten die Möglichkeit, den Cultural Fit der Bewerber:innen noch besser einzuschätzen, und schaffen Raum für den Austausch von Mitarbeiter:innen, in dem auf Kritik eingegangen wird und eine gegenseitige Kommunikation entsteht, bevor es zu Konflikten kommt.

Authentizität anstatt ‚fake positivity‘

Für ein breit gefächertes Bild benötigen Arbeitgeber möglichst viele Bewertungen. Hierbei ist es allerdings wichtig, dass das Unternehmen die Arbeitnehmer:innen dazu anhält, ehrlich und authentisch zu bewerten, und sicherstellt, dass auch konstruktive Kritik herzlich willkommen ist. Das Unternehmensprofil sollte eine realistische Darstellung sein. Zu der aktiven Pflege seitens der HR-Verantwortlichen zählt auch die Reaktion auf die Kommentare der bewertenden Mitarbeiter:innen. Gerade bei negativen Bewertungen ist es entscheidend, dass Arbeitgeber zeitnah reagieren, falsche Behauptungen richtigstellen und Verständnis für Kritik zeigen.

Eine offene Feedbackkultur

Neben dem Potenzial für die eigene Arbeitgebermarke (Employer Brand) sorgen Arbeitgeberwerbungsportale auch mit Blick auf das Feedback für Transparenz. Durch die Anonymisierung trauen sich viele Beschäftigte, Bedenken oder Kritik zu äußern, die sie sonst nur hinter vorgehaltener Hand angesprochen hätten. Das bietet Unternehmen die Möglichkeit, schlechte Strukturen überhaupt zu erkennen und gezielt zu verbessern.

Neben all den positiven Aspekten bringen Plattformen wie glassdoor und Jobvoting auch Nachteile mit sich. Die hinterlassenen Kommentare und Arbeitgeberbewertungen im Internet sind meist dauerhaft und lassen sich durch Kontakt mit dem Websitebetreiber nur in speziellen Fällen löschen. Das wird vor allem dann zum Problem, wenn (ehemalige) Beschäftigte die Kommentarfunktion nutzen, um Fehlinformationen über das Unternehmen zu streuen.

Kein Potential verschenken

Dabei ist die Sorge vor negativen Kommentaren auf Arbeitgeberbewertungsportalen in den meisten Fällen nicht nur völlig unberechtigt, sondern verhindert auch, das volle Potenzial der Portale auszuschöpfen. Einer Bewertung durch Arbeitnehmer:innen ist prinzipiell immer möglich. Denn Firmenprofile können auf den Plattformen von allen User: innen selbst angelegt werden – egal ob Arbeitgeber oder Arbeitnehmer:in. Das geht auch ganz ohne Einwilligung des Unternehmens.

Der richtige Umgang mit negativen Kommentaren ist wichtiger als der Kommentar selbst. Als Arbeitgeber sollte man möglichst neutral, sachlich und unaufgeregt reagieren. Eine Diskussion anzufangen und die Kommentator:innen von dem Gegenteil überzeugen zu wollen, führt in den meisten Fällen zu einer nicht endenden Eskalationsspirale.

Die grundlegende Skepsis vieler potenzieller Bewerber:innen, die sich die Kommentare eines Unternehmensprofils anschauen, kommt hier positiv zu Tragen. Denn hinter einer einzelnen negativen Bewertung vermuten viele ohnehin eher ein Rachemotiv als konstruktiv gemeintes Feedback
Tipp: Gegen Kommentare mit namentlicher Nennung, die rufschädigend sind oder das Freigeben von Betriebsgeheimnissen, kann auch rechtlich vorgegangen werden.

Fazit: Risiken in Chancen umwandeln

Viele Unternehmen sehen in Arbeitgeberbewertungsportalen vordergründig noch das Risiko, durch negative Kommentare ihrem guten Ruf zu schaden. Dabei bieten sie für (ehemalige) Mitarbeiter:innen die Möglichkeit, ihre Meinung öffentlich zu äußern. Nicht zu vernachlässigen ist auch das Potenzial für effizientes Recruiting.

Der aktive und richtige Umgang mit den entsprechenden Portalen öffnet Unternehmen Türen, um bei potenziellen Bewerber:innen sichtbar zu sein und sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Perspektivisch werden Arbeitgeberbewerbungsportale in den nächsten Jahren höchstwahrscheinlich an Relevanz gewinnen – den richtigen Umgang mit ihnen jetzt zu lernen, lohnt sich deswegen umso mehr. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass die allermeisten Unternehmen das Potenzial noch nicht erkannt haben.

Stefan Hackel

Autor

Stefan ist seit rund 7 Jahren bei index an Bord. Der (Wahl-)Berliner mit schwäbischen Wurzeln und sächsischer Lebenserfahrung verantwortet die gesamte Pressearbeit der Unternehmensgruppe. Er trommelt hauptsächlich bei Journalisten von Fach- und Leitmedien für index und seine Kunden. Hin und wieder teilt er aber auch in Blogbeiträgen sein Wissen mit der HR-Community.

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