Wie die Generation Z tickt und was sie will
Eine neue Generation – die Generation Z, kurz GenZ – drängt auf den Arbeitsmarkt und mischt diesen mit ihren neuen Werten und Ansprüchen ordentlich auf. Stärker noch als die Vorgängergeneration Y strotzen die zukünftigen Arbeitnehmer nur so vor Selbstbewusstsein und wissen genau, was sie wollen – und auch, was sie NICHT wollen. Aber der Reihe nach:
Wer ist eigentlich
diese Generation Z?
Zur Generation Z zählen alle nach 1995 Geborenen, die nun so langsam in das Berufsleben eintreten oder sich in den letzten Zügen des Studiums befinden. Sie sind noch enger als ihre Vorgängergeneration untrennbar mit der Digitalisierung verbunden und füllen den Begriff „Digital Native“, der eigentlich schon der Generation Y zugeschrieben wird, zu 100 Prozent aus. Sie sind die erste Generation, die komplett im digitalen Umfeld aufwächst und die notwendigen Kompetenzen nicht erst mühevoll erlernen muss. Eine permanente Erreichbarkeit über das Smartphone oder Tablet ist für die GenZ ganz normal. Soziale Netzwerke wie WhatsApp, Twitter oder Facebook sowie Blogs und Foren werden in das tägliche Leben fließend mit eingebunden. Eine klare Abgrenzung zwischen realer und virtueller Welt gibt es nicht mehr. (1)
Dies verschafft den Digital Natives einige Vorteile: Die Generation Z ist überdurchschnittlich autodidaktisch veranlagt und weiß genau, wo sie welche Informationen finden kann. Soziale Netzwerke dienen aber nicht nur als Informationsquelle, sondern werden auch als Kommunikationsmedium und zur Unterhaltung genutzt. (2) Hier spielen vor allem YouTube, Snapchat, Facebook, Instagram und Twitter eine bedeutende Rolle. Online-Diskussionen, kontinuierlicher Austausch und permanente Interaktion sind fester Bestandteil des Alltags. Es wird mehr verglichen, mehr hinterfragt als in früheren Generationen.
Diese Medienkompetenz und der permanente Online-Aufenthalt haben jedoch auch ihre Schattenseiten. Die Generation Z zieht ihre Selbstdefinition und ihr Selbstbewusstsein aus der Anzahl von Followern und Likes und nimmt diese Erwartungshaltung nach konstantem Lob häufig auch mit ins Berufsleben. Sie haben keine oder nur wenig Übung im Umgang mit negativer Kritik, da ihnen diese kaum entgegenschlägt. Dementsprechend stark ist ihr Selbstbewusstsein, aber auch ihr Konkurrenzdenken ausgeprägt. (3)
Und was genau
wollen die?
Die GenZ hat ganz klare Vorstellungen und Ansprüche an ihre zukünftigen Arbeitgeber. Die Arbeit sollte vor allem spannend, abwechslungsreich aber auch sinnvoll sein. Besonders wichtig ist den jungen Menschen ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit. Die Bereitschaft, sich über die reguläre Arbeitszeit hinaus noch mit Arbeitsthemen zu beschäftigen und einzusetzen ist nur dann gegeben, wenn hierfür nachvollziehbare Gründe vorliegen.
Gleichzeitig ist die emotionale Bindung an den Arbeitgeber sehr viel geringer ausgeprägt, als noch bei den Generationen X oder Y. Dies begünstigt auch die Bereitschaft, den Job schneller zu wechseln, wenn die Ansprüche vom aktuellen Arbeitgeber nicht mehr ausreichend erfüllt werden. Die Höhe des Gehaltes oder der mit der Arbeitsstelle verbundene Status haben hingegen nur einen geringeren Stellenwert. Vielmehr kommt es der neuen Generation auf Selbstverwirklichung, Spaß am Beruf, ein gutes Arbeitsklima und ein passendes Arbeitsumfeld an. (4)
Wer also als Unternehmen erfolgreich Mitarbeiter aus der GenZ rekrutieren will, muss radikal umdenken!
Catch them
where they are!
Die Schlüsselfragen, die sich Unternehmen im Recruiting stellen sollten, lauten also:
- Wie/wo erreiche ich meine Zielgruppe am besten?
- Welche Botschaften überzeugen meine Zielgruppe?
- Wann sollte ich meine Zielgruppe ansprechen?
Die erste Frage lässt sich noch relativ leicht beantworten, da wir ja bereits wissen, dass sich die GenZ hauptsächlich online in sozialen Netzwerken wie Snapchat, WhatsApp, Twitter und Co. aufhält – und das gefühlt 24/7. Ist Mobile Recruiting also das Zauberwort und die universelle Lösung des Problems? Leider nein!
Natürlich ist Mobile Recruiting ein wichtiger und essenzieller Baustein im Personalmarketing-Mix der Zukunft, aber das alleine wird nicht eine Flut an Bewerbungen auslösen. Wichtig ist auch, wie das Informationsangebot aufbereitet ist. Während die Millenials (also die Generation Y) noch eine Aufmerksamkeitsspanne von 12 Sekunden aufbringen, liegt diese bei der nachfolgenden Generation nur noch bei sehr kurzen 8 Sekunden. (5)
Die Devise lautet also: Fassen Sie sich noch kürzer und kommunizieren Sie möglichst bildhaft! Je visueller der Inhalt aufgearbeitet ist, umso besser bedienen Sie das Bedürfnis nach leicht und schnell konsumierbaren Inhalten Ihrer Zielgruppe.
Damit hätten wir die erste Frage geklärt.
Bei der zweiten Frage wird es schon kniffliger. Was genau will meine Zielgruppe hören/lesen?
Klar ist, dass Unternehmen künftig auf die Ansprüche der GenZ eingehen müssen, um sie von sich zu überzeugen. Dazu ist ein Umdenken nicht nur in den Personal- und Recruiting-Abteilungen, sondern auch in den Führungsetagen notwendig. Vieles hat sich erst nach und nach und als erste Reaktion auf die Gen Y durchgesetzt: Flexible Arbeitszeiten, Rücksicht auf die Work-Life-Balance und leistungsorientierte Vergütung, die die Mitarbeitermotivation und -bindung stärken. Entscheidend ist, diese Change-Prozesse weiterzuführen, um am Ende nicht nur leere Versprechungen an die künftigen Mitarbeiter zu machen, sondern diese auch einzuhalten. Denn eins ist gewiss: In einer so stark vernetzten Welt ist eine authentische Kommunikation entscheidend.
Dies umfasst zum einen eine starke Arbeitgebermarke, die überzeugend und glaubhaft die Werte und Arbeitsbedingungen vermittelt, die die GenZ anstrebt. Ist eine solche Employer Brand vorhanden, sollte diese zum anderen möglichst breit auf den oben genannten Kanälen präsent sein, um die Zielgruppe so auch zu erreichen. Achten Sie dabei unbedingt auf eine konsistente Darstellung. Die Generation Z ist es gewohnt, sich Informationen über verschiedenste Plattformen hinweg zu beschaffen. Die Digital Natives durchkämmen akribisch alle Kanäle und decken Ungereimtheiten spielerisch auf.
Also: Seien Sie authentisch, konsistent und medial breit aufgestellt!
So viel zu Frage 2!
Zu guter Letzt noch ein Hinweis zum Zeitpunkt der Ansprache. Hier gilt: je eher desto besser! 62 Prozent der Mitglieder der Generation Z denkt darüber nach, direkt nach der Schule in die Arbeitswelt zu starten. Es lohnt sich also, bereits während der Schulzeit der betreffenden Generation aktiv zu werden, denn die nachfolgenden Generationen machen sich immer früher Gedanken über ihre berufliche Zukunft – Stichwort Schülermarketing.
Hiermit wäre Frage 3 auch geklärt!
Das Thema ist zugegebenermaßen für die erste Welle der GenZ durch, aber es folgen ja noch weitere Generationen, die den Arbeitsmarkt sicherlich wieder ganz anders aufmischen werden.
Und die Moral von der Geschichte ….
1. Machen Sie sich schlau, was die GenZ von ihren Arbeitgebern erwartet: Entfaltungsmöglichkeiten, Jobsicherheit, keine befristeten Verträge, noch mehr Flexibilität, ausgewogene Work-Life-Balance, digitale Strukturen und Prozesse und und und …
2. Passen Sie Ihre Unternehmensstrukturen und Mitarbeiterangebote diesen Bedürfnissen an, sodass die Versprechen, die Sie im Employer Branding machen, auch der Realität entsprechen. Sonst droht ein enormer Imageschaden.
3. Rekrutieren Sie da, wo sich Ihre Zielgruppe medial aufhält. Seien Sie breit aufgestellt, aber in Ihrer Kommunikation konsistent.
4. Fangen Sie so früh wie möglich mit der Ansprache an.
(1) https://www.agentur-jungesherz.de/generation-z/
(2) http://www.futurebiz.de/artikel/social-media-nutzung-gen-z-2017/
(3) http://www.haz.de/Sonntag/Gastkommentar/Ich-mach-was-mir-gefaellt!-Gastbeitrag-von-Christian-Scholz
(4) https://www.agentur-jungesherz.de/generation-z/
(5) http://tobesocial.de/blog/content-marketing-tipps-generation-z-infografik-social-media-marketing
Jürgen Grenz
Autor
Jürgen Grenz gründete index 1994 in Berlin und ist seitdem Geschäftsführer. Seit 2019 leitet er die Unternehmensgruppe gemeinsam mit Oliver Saul. Das Thema Personal, das in Zeiten des Fachkräftemangels immer bedeutender wird, zieht sich wie ein roter Faden durch die Vita des Diplom-Kaufmanns (Universität Mannheim). 2001 initiierte er zudem die Stiftung Gute-Tat, die temporäres soziales Engagement bei karitativen Projekten ermöglicht.